Erwachsene

28. – 29.11.2025
"Die Antwort, mein Freund, weiß ganz allein der Wind...". Zur Rezeption von Folk, Blues und Jazz in BRD und DDR

In unserer Reihe "Politik & Musik": Wie wurden Folk, Blues und Jazz in der alten Bundesrepublik und in der DDR rezipiert - und wie haben sie die Gesellschaft geprägt?

Gitarrist

Die Reihe „Politik und Musik“ nutzt Kulturgeschichte als Spiegel von Sozial­geschichte und der ihr inne­wohnenden politi­schen Kultur. Die ameri­ka­ni­schen Musik­stile Blues und Jazz kamen mit den amerikanischen GIs, der Folk dann später mit dem Folk-Revival nach West­deutsch­land. Sie waren Teil der Soft­power, mit der eine Phase der kultu­rellen Hege­monie der USA im Westen geschaffen wurde. Die sozialen Träger dieser Musik waren eher links­liberal und gesell­schafts­kritisch ver­ortet. Jazz und Blues waren die Musik der margi­na­li­sier­ten Schwarzen und daher anschluss­fähig für die kritischen Kriegs- und Nach­kriegs­kinder. In der 68er-Gene­ra­tion hatten Pete Seeger, Bob Dylan und Joan Baez einen großen Ein­fluss auf die Ent­stehung der west­deutschen Lieder­macher­szene, die sich aber auch aus deutschen Volks- und Arbeiter­liedern sowie franzö­sischen Chansons speiste.

Im Osten war die amerikanische Populär­musik dem­gegen­über lange Zeit ver­achtet. Man hatte seine eigene Arbeiter­kultur und starke Bande zum sowjeti­schen Bruder­volk. Erst mit der Gegner­schaft der jungen US-Gene­ra­tion zum Vietnam­krieg ließ die SED-Führung aus takti­schen Gründen diese Musik­­stile zu und versuchte, sie für sich zu benutzen. Seeger, Dylan und Baez waren sowohl „Bot­­schafter des Friedens“ für die SED-Führung, als auch künst­lerische Leit­figuren für die Oppo­sition, die sich besonders in Kirchen­kreisen sammelte. Seeger war gern gesehener Gast in Ost-Berlin beim „Festi­val des politischen Liedes“, seine Friedens­lieder wurden aber auch in Kirchen gesungen. Dylans Ankla­gen gegen die Mächtigen boten Zuflucht für die Menschen, die nicht im SED-Staat mit­machen wollten. Seine Anti-Kriegs­lieder wurden aber auch von den DDR-Herr­schenden als Songs gegen die USA inter­pretiert. Seine surreale Song­poesie passte zweifellos gut zur ost­deutschen Rock­musik, die mit aus­ge­feilten Bildern und Codes ihr kritisches Lebens­gefühl an den Untiefen der Zensur vorbei an die Menschen brachte.

In unserem Seminar wollen wir genau auf die Ost-West-Unterschiede in der Re­zeption der ameri­ka­nischen Musik schauen, aber auch mögliche Gemein­sam­keiten suchen und die Ent­wick­lungen der Nach­wende­zeit beleuchten sowie den Status Quo beschreiben: Welchen Stellen­wert hat im vereinten Deutschland 2025 die amerikanische Populärmusik?

Dem Thema und der Musik wird sich das Seminar – wie üblich in unserer Reihe - dabei sowohl von einer politisch-musik­ethno­logischen wie von einer prak­ti­schen Seite her nähern.
In Kooperation mit der Atlantischen Akademie Rheinland-Pfalz e.V. und der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung.

 

Abendveranstaltung 20.00 Uhr 

"Gelöste Stimmen" - Lesung und Konzert mit Stephan Krawczyk, Liedermacher und Schriftsteller

DDR-Schicksale (in Berichten und Liedern)

Das Ziel der Veranstaltung ist es, mit den authentischen Erfahrungen von Betroffenen staatlicher Willkür in der DDR den Unterschied zwischen Diktatur und der Demokratie nachhaltig zu verdeutlichen. Der Detailreichtum der Berichte, die Eindringlichkeit, mit der sie ihre Darstellung finden, sind erschütternd und aufklärend zugleich. Die Texte handeln vom Eingesperrtsein, von Angst und Einsamkeit, Ungewissheit und Hoffnung und vom Mut zum Widerstand, sich nicht brechen zu lassen, die eigene Würde auch unter widrigen Umständen zu wahren.

„Sein Programm ist eine Brücke zwischen damals und heute". (Märkische Allgemeine Zeitung)

"Krawczyks Lieder, seine Texte sind nicht nur von höchster künstlerischer Qualität, seine Art des Nicht-Einfach-Nur-Dagegen-Seins, des selbstbewußten Andersseins inspirierte viele Menschen in der DDR" (Kulturzeit)

"Ein Erlebnis, das in Erinnerung bleibt." (DW)

(für die Teilnehmenden des Seminars ist diese Veranstaltung kostenlos)

 

     

Themen des Seminars

Freitag, 28.11.2025
14.30-15.00 Uhr

Musikalischer Einstieg

Einführung und Klärung der Erwartungen

Julia van Embers Band

Dr. Florian Pfeil/Dr. David Sirakov/Pia Snella

15.00-16.30 Uhr

Blitzlicht: Bob Dylans Auftritt 1987 im Treptower Park in Ost-Berlin

Thomas Waldherr, M.A.
Politikwissenschaftler und Musikjournalist

16.30 Uhr

Pause

17.00-18.30 Uhr

Zur Rezeption von Folk, Blues und Jazz in Ostdeutschland

Dr. Simon Bretschneider
Musikwissenschaftler
Lippmann + Rau-Musikarchiv, Eisenach

18.30 Uhr

Abendessen

20.00-21.30 Uhr

"Gelöste Stimmen"
Lesung und Konzert mit Stephan Krawczyk

Stephan Krawczyk
Liedermacher und Schriftsteller

Samstag, 29.11.2025
9.00-9.15 Uhr

Musikalischer Einstieg

Julia van Embers Band

9.15-10.45 Uhr

Zur Rezeption von Folk, Blues und Jazz in Westdeutschland

Richard Limbert
Musikwissenschaftler
Lippmann + Rau-Musikarchiv, Eisenach

10.45 Uhr

Pause

11.15-12.30 Uhr Workshop I

Politische Songs. Praxisworkshop zum Mit-Musizieren

Julia van Embers Band

11.15-12.30 Uhr Workshop II

Politische Poesie in Liedtexten

Richard Limbert & Thomas Waldherr

12.30 Uhr

Mittagessen

13.30-15.00 Uhr

Fortsetzung der Workshops

15.00-15.30 Uhr

Präsentation der Workshop-Ergebnisse, Musikalischer Ausklang

Abschlussevaluation und Ende des Seminars

Julia van Embers Band

Dr. Florian Pfeil/Dr. David Sirakov/Pia Snella

Seminarleitung

Dr. Florian Pfeil
Fridtjof-Nansen-Akademie für politische Bildung (FNA)

Dr. David Sirakov
Atlantische Akademie Rheinland-Pfalz e.V., Kaiserslautern

Pia Snella
Hessische Landeszentrale für politische Bildung, Wiesbaden

Teilnahmegebühren

Erwachsene

75,-€ mit Übernachtung
50,-€ ohne Übernachtung

Jugendliche und Studierende

50,-€ mit Übernachtung
25,-€ ohne Übernachtung

Die Unterbringung erfolgt in Doppelzimmern. 
Einzelzimmerzuschlag: 30,-€

Der Teilnahmebeitrag wird gesplittet; 2/3 werden dem Seminar zugeordnet, 1/3 dient der institutionellen Kostendeckung

Das Seminar ist öffentlich zugänglich.

Dieses Seminar ist im Gesamtangebot des Pädagogischen Landesinstituts Rheinland-Pfalz (PL) enthalten und als Maßnahme der Lehrerfortbildung nach § 65 Hessiches Lehrerfortbildungsgesetz akkreditiert.

Nehmen Sie Kontakt auf

Stefanie Fetzer
Stefanie Fetzer

Stefanie Fetzer

Seminarorganisation politische Erwachsenenbildung

Tel: (06132) 79003-16

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