Ich bin Doro, studiere an der Universität Heidelberg im Master Politikwissenschaft und Germanistik und habe zwischen Januar und März ein Praktikum bei der Fridtjof-Nansen-Akademie im WBZ Ingelheim gemacht, um einen Einblick in die außerschulische politische Bildungsarbeit zu bekommen. Ja, zwischen Januar und März 2021, während des Lockdowns. Wohl gemerkt: vollständig digital!
Ich habe komplett von meinem Laptop aus gearbeitet: Besprechungen liefen über Zoom, es gab einen regen Mailverkehr und wir haben wir uns telefonisch kurzgeschlossen. Um etwas Abwechslung in meinen Praktikumsalltag (und meinen Zoom-Hintergrund) zu bringen, habe ich meinen Arbeitsplatz immer wieder zwischen meinem Schreibtisch und meinem Esstisch gewechselt. Den Unterschied zum „normalen“ Arbeiten im Büro machen vor allem die Zoom-Konferenzen und, dass ich das Team bisher auch nur darüber kenne. Außerdem ergab sich meinem Eindruck nach nicht so leicht ein spontanes Gespräch oder ein Arbeitsauftrag, weil man sich vielleicht gerade auf dem Flur getroffen hatte. Es erforderte stattdessen von Seiten des Teams, mich mitzudenken, auch wenn ich physisch nicht sichtbar war. Und von mir im Gegenzug genauso, mich aktiv um Aufgaben und Gelegenheiten, einen Einblick in die unterschiedlichen Bereiche zu bekommen, zu bemühen.
Als ich im Homeoffice ins Praktikum gestartet bin, habe ich mich von Anfang an gut aufgehoben gefühlt und immer wieder gemerkt, dass sich meine Kolleg:innen reinhängen, um mich einzubinden. Ich hatte die ganze Zeit das Gefühl, dass es ihnen wichtig ist, dass das Praktikum einen Mehrwert für mich hat. Das habe ich zum Beispiel auch daran gemerkt, dass ich bei der Durchführung von Online-Veranstaltungen immer auch eine aktive Rolle zugewiesen bekommen habe. So konnte ich beispielsweise beim digitalen Erstwähler:innenforum eine Moderationsrolle übernehmen und habe dadurch auch praktische Erfahrungen gesammelt. Auch wenn diese anders aussahen, als ich mir das vielleicht zuvor vorgestellt hatte.
Lediglich als ich bis wenige Tage vor Beginn des Praktikums nicht wusste, ob das Praktikum in Präsenz stattfinden könnte oder (erstmal) von zu Hause aus, habe ich mich etwas allein gelassen gefühlt. Allerdings lag das vor allem daran, dass das eben von der aktuellen Corona-Verordnung abhing, die erst so kurzfristig feststand. Letztendlich habe ich mich auch erst im Februar davon verabschiedet, noch in Ingelheim vor Ort zu arbeiten. Bis dahin bestand noch etwas (naive) Hoffnung bei mir.
Das würde ich definitiv. Ich denke, dass ich trotz der vielleicht eher wenigen praktischen Erfahrungen einen recht umfassenden Einblick in die verschiedenen Bereiche und Aspekte von politischer Bildungsarbeit bekommen habe. Denn auch wenn gerade nicht alles „normal“ läuft, wird ja für die Zeit danach fleißig vorbereitet und durch die digitalen Angebote habe ich umso mehr über digitale Tools gelernt und darüber, wie man gute Online-Veranstaltungen gestaltet.
Im Dezember hatte ich noch Zweifel, ob ich das Praktikum auch im Homeoffice machen wollen würde. Doch im Nachhinein bin ich sehr froh, mich dafür entschieden zu haben. Klar würde ich ein Praktikum vor Ort nach wie vor bevorzugen, aber ich denke auch, dass es trotz der Pandemie wichtig ist, die Möglichkeiten, die es gibt, zu nutzen.
Ich hatte wirklich Glück auf ein so tolles, engagiertes Team zu treffen, das nicht davor zurückgeschreckt ist, mir diese neue Art des Praktikums zu ermöglichen. Jetzt freue ich mich einfach sehr darauf, irgendwann alle auch in echt kennenzulernen und nicht nur über den Bildschirm!